28.01.2007

Kirche auf Finnisch und meine Kummi-Familie

Hallo... Heute, am Sonntag morgen hat sich meine Kummifamilie, genauer Rainer und seine Frau Leila mit mir in der Kirche verabredet. Nadine will mich zum Gottesdienst begleiten - noch etwas verschlafen laufen wir so um 9:40 Uhr in der Yliopistokatu 16 los, um ja nicht zu spät an der Lucaskirche gegenüber der faculty of humanities anzukommen. Finnen sind ja bekanntlich sehr pünktlich.

Im Vorraum der modernen Kirche warten wir auf Rainer und Leila, ich bin ein bisschen aufgeregt, da ich Leila zum ersten Mal sehen werde. Aber meine Kummi-Mutter entpuppt sich als nette und ziemlich elegante Finnin aus der Gegend von Vuokatti... Nachdem wir unsere Jacken im Vorraum abgelegt haben, betreten wir den kreisrunden Saal der Kirche. Zusammen mit der runden Kuppel über unserem Kopf erinnert mich das Ganze mehr an ein Planetarium als an eine Kirche - die Orgel zu unserer rechten vertreibt diesen Gedanken allerdings mit dem ersten Klang. Auffallend ist, das hier viel mehr junge Leute in die Kirche kommen, besonders das Alter von 10 bis 14 ist ziemlich stark vertreten - nicht zuletzt wahrscheinlich auch wegen den Konfirmanden.

Der Gottesdienst ist ein bisschen schwer mit zu verfolgen, da er in finnisch zelebriert wird, nur ab und an kann ich den Namen einer Person aus der Bibel aufschnappen und daran rätseln, worüber die Lesung wohl handelt. Einzig beim Vater unser weiß ich sofort woran ich bin... Und irgendwie ist es ein tolles Gefühl, den finnischen Klang des Gebets im Ohr zu haben, während man in Gedanken auf deutsch mitbetet - es schweißt einen mit der Umgebung zusammen. Der Gottesdienst ist eigentlich ähnlich zu unseren zuhause, Unterschiede finde ich nur darin, dass mehr gesungen wird und dass das Abendmahl anders zelebriert wird: man kniet am Altar nieder und trinkt den Wein aus einem Minikelch, der eigens für jede Person bereit steht. Es ist relativ spannend, ich passe auf wie ein Lux, was Rainer macht und mache alles exakt nach, um keine Fehler zu machen :)... es ist mir wichtig, die lokalen Sitten hier kennen zu lernen und sie zu beachten...

Für Leila und Rainer ist die Kirche ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens, wie sie uns gleich sehr offen erklären - in Finnland ein eher seltener Fall meinen die beiden, denn die wenigsten Kirchenmitglieder würden den Gottesdienst auch besuchen. Leila erzählt außerdem von eienr Glaubensgruppe, deren Familiengröße nicht selten 10-20 Kinder beträgt, da sie nach ihren Grundsätzen nicht verhüten dürfen - diese Glaubensgruppe ist im Raum Oulu sehr verbreitet.
Nach dem Gottesdienst trinken wir nebenan in einem Raum der Pfarrei mit anderen Kirchgängern noch einen Kaffee, unterhalten uns lebendig, werden vom Pfarrer nach unserer Herkunft gefragt und über die naheliegenden Termine in englischer Sprache unterrichtet.

Mit dem Auto geht es dann zu Rainer und Leilas Haus, wir sind zum Lunch eingeladen. Leila legt sich richtig ins Zeug und wir helfen ihr beim Kuchen backen und Kochen... Bald duftet aus der Backröhre ein Schokoladenblechkuchen und ein wenig später auch schon ein Auflauf aus Kartoffeln und Lachs. Bis das Essen fertig ist führen wir noch diverse Gespräche, zb ich mit Rainer über den Treibhauseffekt und was der Ex-Nokia-Vorstandsangehörige, der jetzt zu Shell gewechselt ist, dazu sagt (Name... fällt mir gerade nicht ein...). Meiner Meinung nach wird zu wenig auf die wichtige Rolle der global player, der großen Konzerne in der Forschung an alternativen Energien eingegangen - die Aktien bestimmen eben das Geschäft. Was meint ihr? Meinungen bitte einfach in den Kommentar unten schreiben - ich denke dieses Thema lohnt einfach immer die Diskussion... Meine Kummifamilie ist wirklich ein tolles Paar, beide haben richtig Stil, einen Musikgeschmack vom Feinsten (finnische Klassik)... übrigens hat meine Kummi-Mutter einen richtig bedeutenden Job... Was? Kann ich hier leider nicht posten :-()...

Nach dem äußerst leckeren Auflauf, der durch einen Kraut-Karotten-Ananas-Salat und diverse andere finnische Sepzialitäten abgerundet wird, gibt es noch den Schokokuchen und leckeren Kaffee... Zum Glück hat Nadine ihre Kamera nicht dabei :-) - ich finde das nämlich immer sehr schwierig mit dem Fotographieren - ich mag es nicht, weil ich dabei immer so ein "Ich bin im Zoo"-Gefühl habe - vielleicht ist das aber auch nur in mir ... Hmm.

Ich bin so voll, als wir vom Essen aufstehen! Netterweise bringt uns Rainer zurück zum Wohnheim...

Keine Kommentare: